Ehemalige SchülerInnen erzählen von ihrer Schulvergangenheit.
Lange ist es her, da haben einige ehemalige Schülerinnen an der Ricarda-Huch-Schule ihr Abitur gemacht – 60 Jahre später treffen sie sich wieder, um ihr Jubiläum zu feiern. Ein Besuch ihrer alten Schule ist dabei natürlich nicht wegzudenken. Und aufgrund ihres besonderen Interesses an den neuen Wahlpflichtkursen haben auch wir vom WPK Journalismus Jahrgang 10 die Möglichkeit bekommen, uns mit ihnen zu unterhalten und mehr darüber zu erfahren, wie Schule früher war.
„Heutzutage”, meinte eine ehemalige Schülerin, „gehen viel zu viele aufs Gymnasium.” Einige andere stimmen ihr zu. Meistens würden die Kinder von den Eltern dazu angeleitet, wobei es heute auch viele Alternativen zum Abitur gebe. Früher sei das Abitur ein Privileg gewesen. Allein um auf die Schule gehen zu dürfen, gab es eine Aufnahmeprüfung, wovor die SchülerInnen damals viel Angst hatten. Im Gegensatz zu heute war damals aber kein Mindestnotendurchschnitt wichtig, um studieren zu können. Dementsprechend hätten sie nur das Nötigste gemacht.
Außerdem war für die Schülerinnen die Schule damals das Leben. Die Entlassung aus der Schule fühlte sich wie ein Rausschmiss an. Es war am wichtigsten, viel auswendig zu lernen und immer fleißig zu sein, dabei habe ihnen oft die Motivation gefehlt. „Unsere Neugier wurde nicht geweckt. Wir mussten uns selbst motivieren, was uns häufig nicht sehr leichtfiel”, erzählte uns eine Ehemalige. Angst davor, nicht gut genug zu sein, die Herausforderungen nicht meistern zu können, gehörte schon früher dazu.
Auch das Angebot war zu ihrer Zeit nicht sehr vielseitig. Die RICARDA hatte einen geisteswissenschaftlichen Schwerpunkt, somit hatten sie beispielsweise fünf Jahre Lateinunterricht, aber kaum naturwissenschaftliche Fächer. „Selbst den Sport haben wir an unserer Schule vermisst”, sagte eine Schülerin.
Heute sieht das alles ganz anders aus. Wir haben ein umfassenderes Angebot an unserer Schule, wie beispielsweise die Wahlpflichtkurse, von denen die Ehemaligen besonders begeistert sind. Insgesamt sind sie der Meinung, dass sich vieles heutzutage an den Schulen verbessert hat und stehen der Entwicklung positiv gegenüber. Nur die Abiturprüfungen kritisieren sie, da diese völlig inhomogen seien, durch die verschiedenen Bundesländer mit den verschiedenen Anforderungen. Doch im Gegensatz zu früher gibt es viele Veränderungen, über die die ehemaligen Schülerinnen glücklich sind.
Gina P., 10A
RICARDA meets Vergangenheit – Abitur vor 60 Jahren
Zwischen dem Goethejahr 1948 und dem Thema „Fake News“ im Journalismus-Wahlpflichtkurs 2018 wechselte der Schulslang unter den SchülerInnen der RICARDA von „Wie geht es?“ bis hin zur getippten SMS: „Was läuft?“
Einige Schülerinnen unseres Journalismuskurses im Jahrgang 10 trafen auf ehemalige Schülerinnen der RICARDA, die vor 60 Jahren ihr Abitur gemacht haben, um diese zu ihrer Schulzeit zu befragen. Eine Handvoll spannender Aspekte des Interviews fassen wir hier zusammen.
Direkt fällt uns auf, wie sehr sich die ehemaligen Schülerinnen mit ihrer Schulzeit beschäftigt haben. Unsere Frage nach der Bedeutung der Schule in ihrem damaligen Leben beantworteten sie schlicht mit: „Die Schule war das Leben“. Darüber hinaus berichteten sie von dem Gefühl, vielleicht nicht gut genug zu sein, um das Gymnasium besuchen zu können. Die Aufnahmeprüfung für diese Schule zu bestehen, war nicht selbstverständlich. Doch genauso schwer war der Weg raus aus der Schule: „Ich habe mich rausgeschmissen gefühlt“. Andere Schülerinnen standen ihrer Schulzeit kritisch gegenüber. „Habe ich das Abitur wirklich verdient?“ Diese Gedanken bannten sich immer wieder in den Kopf einer 79-Jährigen, denn nach sieben Jahren mit fünf Wochenstunden Latein sah sie ihre Kenntnisse in der Biologie und Physik als unzureichend an. Konträr dazu erinnert sich eine andere Dame besonders gern an ihre Schulzeit zurück, um immer noch davon zu profitieren. Wir lernten eine Frau kennen, die seit ihrer Schulzeit Spaß daran hat, Gedichte auswendig zu lernen. Sie übertrage Aufgaben aus ihrer Schulzeit auf ihr ganzes Leben, weil es ihr immer noch Freude bereite. So haben wir auch erfahren, dass unser Schulleiter, der die Damen sehr nett empfangen hat, auch ein Fan von Hilde Domin ist.
Abschließend interessierte uns, was früher in der Schule wichtig war, um eine gute Leistung zu erzielen. „Fleiß“ war die Antwort. Die Motivation der Schülerinnen dabei spielte keine Rolle. Es ging lediglich darum, das umzusetzen, was der Lehrer verlangte.
Das wird einer der Gründe sein, weshalb der Unterschied zwischen Schule früher und heute so interessant ist – vor allem in unserem Journalismuskurs geht es darum, sich eine Meinung bilden und ausdrücken zu können. Und auch der Schritt davor ist wichtig: Sich selbstständig in ein aktuelles Themengebiet einarbeiten, eigenständig und strukturiert arbeiten und somit zu lernen, sich für etwas zu interessieren und neugierig zu recherchieren. Es geht um den kompletten Vorgang: Vom Interesse über die Informationsbeschaffung bis hin zum letztendlichen Produkt.
Mit dem Interview unseres Journalismuskurses wurden wir darauf aufmerksam, dass das Leben für die ehemaligen Schülerinnen der RICARDA eine Fortsetzung des Unterrichts bedeutete. Allerdings sind heute in der Schule andere Eigenschaften gefragt als früher.
Nun stellt sich uns die Frage: Woran werden wir uns unser ganzes Leben lang erinnern?
Denn das macht doch eine gute Schule aus – wir lernen für unser Leben, für den Beruf und für die Freizeit.
Pauline G., 10A