Mit der Reportage „Das Holocaust-Mahnmal in Berlin: Ein Kunstwerk?“ hat Sophia R. den diesjährigen N-REPORT-PREIS des Niedersächsischen Landesinstituts für schulischen Qualitätsentwicklung (NLQ) gewonnen.
Die Reportage ist im Rahmen des Wahlpflichtkurses Journalismus im Laufe des 10. Jahrgangs im Schuljahr 2022/23 entstanden. Der Preis wurde in einer digitalen Veranstaltung verliehen und das Preisgeld in Höhe von EUR 100,- an Sophia übergeben. Die Entscheidung der Jury begründet der ehemalige Leiter der Deutschen Journalistenschule in seiner Laudatio:
Jörg Sadrozinski
„Welche Bedeutung haben heute Denkmäler, Erinnerungsorte oder Museen für junge Leute? Diese Frage steckt hinter dem von der Jury ausgezeichneten Text von Sophia Rose aus der 10. Klasse der Ricarda-Huch-Schule in Hannover. Ist das Holocaust-Mahnmal ein Kunstwerk, ein Friedhof oder ein Denkmal? Diese Frage stellt sich Sophia Rose und ihren Mitschüler:innen in ihrer Reportage, die im Rahmen des Projekts „Schule und Zeitung“ der Süddeutschen Zeitung geschrieben wurde.
Die Klasse ist auf Abschlussfahrt in Berlin, es regnet und stürmt und Sophia muss am Holocaust-Denkmal ihr Referat über den Gedenkort halten. Sie hat sich gut vorbereitet, weiß alles über die Entstehung, den Streit und letztlich die Umsetzung des Baus und ruft die Erinnerung an die weit zurück liegenden Ereignisse im Text nochmal hervor.
Sophia montiert ihre Reportage sehr professionell, sie verknüpft die Erzählung über die Historie mit der Reaktion ihrer Mitschüler und ihre eigenen Empfindungen:
„(…) Mich erinnert das Stelenfeld an einen Friedhof. Zunächst erinnert es an einen normalen Friedhof, erzeugt durch die sargähnlichen Steine am Anfang. Doch je höher die Steine werden, desto mehr wird deutlich, dass es eben keine normalen Gräber sind, da die Juden nicht unter normalen Umständen gestorben sind. Sie sind unter schlimmen und unverzeihlichen Taten und Akten gestorben. Betrachtet man das Feld von der Vogelperspektive aus, so scheint es, als bewege sich das Feld wellenartig. Ich assoziiere daraus, dass es sich um einen Friedhof handelt voller Toter, die keine Ruhe finden können. (…)“
Mit dieser Technik erreicht die Autorin, dass wir als Leser:innen die Hintergründe des Baus erfahren, aber auch, welche Bedeutung derartige Denkmäler und Erinnerungsorte heute für junge Menschen noch haben. Sophia hat auch Mitschüler der Parallelklasse, wie Samuel befragt:
„(…) Wir schweigen einen Moment, bevor er weiter von den Reaktionen der Anderen erzählt. Mitschüler aus den Parallelklassen empfanden und erlebten das Denkmal anders. Die einen scheinen sich gar nicht dafür zu interessieren. Sie spielten fangen in den Gängen und rannten lustig lachend umher. „Das habe ich als falsch und respektlos angesehen und tue es immer noch […]“ sagt Samuel.(…)“
Sophia Rose hat eine sehr lesenswerte, informative und bewegende Reportage geschrieben. Die Jury war einstimmig der Meinung, dass es der beste der eingereichten Texte war. Wir gratulieren der Autorin und auch Martin Harer als Lehrer, dass er dieses Projekt mit der Süddeutschen Zeitung umgesetzt hat.“
Der gesamte Text und weitere Reportagen aus dem Kurs finden sich im Blog der SZ