Ein Stück Erinnerungskultur
Die Gedenkstätte Ahlem stellt einen wichtigen Ort in der Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus in Hannover dar. Die ehemalige israelitische Gartenbauschule wurde zu dieser Zeit als Stützpunkt von der Gestapo genutzt. Heute befindet sich dort ein Museum in Gedenken an diese grausame Zeit, das wir mit unserer Klasse 9c im Rahmen eines Workshops zum Thema Rechtsextremismus besichtigt haben.
Begonnen hat der Tag mit einer kleinen Einführung in die Geschichte Ahlems, von Herrn Mischok, unserem Workshopleiter. Trotz des zunächst überfüllten, unübersichtlichen Eindrucks, berührte uns die Ausstellung nach eingehendem Betrachten zutiefst. Durch die zahlreich eingesetzten Medien wurde die damalige Zeit sehr lebhaft dargestellt. Die folgende Geschichte blieb uns ganz besonders in Erinnerung:
Eines Tages spazierte ich am Leine-Ufer entlang und bemerkte, dass mich ein groß gewachsener Mann beobachtete. Ich blieb stehen und er fragte mich: „Nikolaij? Bist du es?“ Ich nickte und er begann zu weinen. Auch mir rannen die Tränen über das Gesicht, als mir bewusst wurde, wer mir da gegenüberstand. Wir hatten damals im Konzentrationslager übereinander geschlafen. Meine Mutter und mich hatte man gehen lassen, doch er musste bleiben. Er erzählte er mir, wie er es geschafft hatte, zu entkommen. Er stand in der dritten Reihe. Die vor ihm schaufelten sich bereits ihre eigenen Gräber und so dachte er sich: Lieber sterbe ich bei einem Fluchtversuch, als hier vor den Augen aller. So wagte er es und rannte auf den alten Friedhof. Keiner hatte ihn bemerkt, als freie Menschen wiedertrafen.
Neben dieser Geschichte ist die Ausstellung gefüllt mit Texten, Fotos, Gegenständen und Interviews von Menschen, die von prägenden Erlebnissen aus jener Zeit in Ahlem berichten.
Im Anschluss verglichen wir die aufrüttelnden damaligen Umstände mit der heutigen Gesetzeslage.
Der Tag in der Gedenkstätte Ahlem war äußerst informativ, aber auch emotional. Ein Besuch ist definitiv empfehlenswert.
Marie Thomsen, 9c